In der sächsischen Stadt Zschopau werden seit 1922 Motorräder gebaut. Bekannt wurden die Firmen ab 1952 unter dem Kürzel MZ, kurzzeitig mal MuZ. Die Kürzel stehen für VEB Motorradwerk Zschopau, Motorrad- und Zweiradwerk GmbH (MuZ) sowie MZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH und seit 2009 als Motorenwerke Zschopau GmbH. In Zschopau stand das erste Motorrad-Fließband der Welt. Bis zur Wende (1989) gehörte MZ zu den größten Motorradherstellern der Welt

um 1930: DKW-Logo mit Standort Zschopau

 

Geschichte

Motorradbau bis zum Zweiten Weltkrieg – Rasmussen, DKW, Auto Union

Im Jahre 1906 kaufte der Däne
Jörgen Skafte Rasmussen in Zschopau eine leerstehende Tuchfabrik. Unter dem Namen Rasmussen & Ernst wurden zunächst Haushalt- und Werkstattgeräte sowie Kfz-Zubehör gefertigt. Ab 1912 firmierte das Unternehmen unter Zschopauer Maschinenfabrik J. S. Rasmussen. Es entstand das Markenzeichen DKW (Dampf Kraft Wagen). 1920 wurde ein Ein-PS-Fahrrad-Hilfsmotor entwickelt. 1922 begann in Zschopau die Serienproduktion von Motorrädern. Das erste Motorrad hieß Reichsfahrtmodell. In den Folgejahren entstand in Zschopau das erste Motorrad-Fließband der Welt. Im Jahre 1928 übernahm DKW die Audiwerke AG Zwickau und wurde 1929 mit einer Jahresproduktion von 60.000 Motorrädern die größte Motorradfabrik der Welt. Ab 1932 gehörte DKW zur neugegründeten Auto Union. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die nun in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) liegenden Produktionsstätten demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Die Fahrzeugproduktion kam dadurch vorerst zum Erliegen.

Motorradbau nach dem Zweiten Weltkrieg - IFA

Das damals moderne DKW-Werk wurde von 1946 bis 1947 von der Sowjetunion komplett demontiert. Mit der RT 125, einer Vorkriegsentwicklung, begann 1950 unter dem Markenzeichen Industrievereinigung Fahrzeugbau (IFA) wieder die Produktion in Zschopau. Trotz der staatlichen Produktionsvorgabe von 5000 Stück wurden insgesamt nur 1700 RT 125 fertiggestellt. Materialknappheit ließ die Planerfüllung nicht zu. 1951 erschien das erste fahrbare Modell des seitenwagen-tauglichen Motorrades mit 350-cm³-Zweitakt-Boxermotor und Kardanantrieb, die IFA BK 350. Die Serienproduktion der BK lief jedoch erst 1953 an.

MZ-Trophy-Mannschaft, DDR-Sportler des Jahres 1968

Ab 1952 VEB Motorradwerk Zschopau

Das Motorradwerk firmiert seit 1952 unter VEB Motorradwerk Zschopau (MZ). Ab 1956 heißen, beginnend mit der im Januar auf den Markt gekommenen RT 125/2, alle Modelle nunmehr MZ. Im Juni folgte die MZ ES 250, im Dezember die MZ ES 175 und auch die BK 350 kam mit gesteigerter Leistung und besserer Geräuschdämmung als MZ BK 350 in den Handel.

Die Fertigung der Baureihe RT lief nach zwölf Produktionsjahren 1962 aus. Es wurden bei MZ insgesamt 310.800 RTs gefertigt. Die Produktion der ES 125/150 begann 1962. Das Modell hatte einen Blechpressrahmen, der in der Massenproduktion einfacher zu fertigen war. Zusammen mit den daraus abgeleiteten Baureihen ETS 125/150 und TS 125/150 stellt sie mit ca. 900.000 Maschinen das bis heute meist gebaute deutsche Motorrad dar. Zudem war sie das erste Motorrad mit asymmetrischem Abblendlicht überhaupt.

Motorradrennen

Von 1957 bis 1973 war MZ in den Hubraumklassen 125 cm³, 250 cm³, 350 cm³ die führende deutsche Marke im internationalen Motorradrennsport. Zur MZ-Werksmannschaft gehörten u. a. die DDR-Rennfahrer Ernst Degner, Horst Fügner, Werner Musiol, Heinz Rosner, Klaus Enderlein und Günter Bartusch. Als BRD-Privatfahrer fuhr Dieter Braun von 1968 bis 1970 Weltmeisterschaftsrennen auf MZ. Außer den deutschen Motorradrennfahrern fuhren auch ausländische Fahrer auf MZ-Maschinen um Weltmeisterschaftspunkte. Die bekanntesten waren Gary Hocking, Mike Hailwood, Luigi Taveri, Alan Shepherd, Derek WoodmanLászló Szabó und Silvio Grassetti. 1974 zog sich MZ aus dem Straßenrennsport zurück und löste 1975 die Rennabteilung zugunsten des Motorrad-Geländesports ganz auf.

Im Jahr 1963 gewann das DDR-Nationalteam auf MZ-Motorrädern erstmals die Trophy bei der Internationalen Sechstagefahrt. Dieser Wettbewerb ist gleichbedeutend mit der Mannschafts-Weltmeisterschaft im Motorrad-Geländesport. Es folgten fünf weitere Trophy-Siege auf MZ in den Jahren 1964, 1965, 1966, 1967 und 1969. 1968 stürzte Werner Salevsky und verletzte sich. Daraufhin musste die MZ-Mannschaft das Rennen aufgeben. Ein letzter Erfolg bei der Sechstagefahrt gelang 1987, als die DDR-Trophy- und Silbervase-Mannschaften den Wettbewerb gewannen. MZ wurde dabei durch die Fahrer Jens Scheffler, Harald Sturm, Uwe Weber, Jens Grüner, Mike Heydenreich und Udo Grellmann vertreten.

Eine 250er-Werks-MZ der Saison 1964.

Stückzahlen

Das einmillionste Motorrad seit 1950, eine MZ ETS 250 Trophy Sport, lief 1970 vom Band. 1983 lief das zweimillionste Motorrad vom Band, eine MZ ETZ 250. Mit diesem Modell wurden Scheibenbremse und 12-V-Elektrik eingeführt, beides damaliger Standard in der Motorradfertigung

Tankdeckel einer MZ TS 250/1

Konzept

Durch den einfachen Aufbau der Fahrzeuge und die untereinander leicht austauschbaren Teile ist die MZ, auch Emme oder Emmie genannt, ein „Volksmotorrad“, das auf Haltbarkeit und Modellkontinuität setzte. Dabei ging es den Konstrukteuren eher um Fahr-und Wartungskomfort als um sportliche Höchstleistungen. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation wurden aber auch weltweite Neuerungen wie beispielsweise das asymmetrische Abblendlicht oder die Kettenschläuche eingeführt. MZ gehörte zu den wenigen Firmen weltweit, die Motorräder mit Seitenwagen ab Werk lieferten.

Klientel

Die Motorräder waren auch in der BRD bei Versandkaufhäusern bestellbar und erfreuten sich wegen des günstigen Preises und dem robusten Aufbau insbesondere bei Studenten hoher Beliebtheit. In Städten mit großen Universitäten wie zum Beispiel Aachen gehörten sie bis in die 1990er Jahre hinein zum Stadtbild.

Nach der Wende

Nach der Wende wurde MZ 1990 privatisiert. Das Unternehmen Motorradwerk Zschopau GmbH meldete am 18. Dezember 1991 Konkurs an. Gründe waren unter anderem der Wegfall der Märkte in Osteuropa und Ostdeutschland.

Kanuni-Lizenzbau

Die ETZ-Patente und -Fertigungsanlagen wurden 1995 an das Unternehmen Kuralkan verkauft, das seit 1987 der Importeur der MZ-Motorräder in der Türkei war. Dort wurden die Modelle ETZ 251 und 301 unter dem Herstellernamen MZ Kanuni seit 1996 noch einige Jahre (wahrscheinlich bis 2001) gefertigt.

Motorrad ETZ301, Lizenzbau 1995 von Kuralkan Corporation KANUNI MOTORLU ARACLAR A. S. aus Istanbul (Türkei)

500-cm³-Viertaktmotoren

Durch den Zukauf von
Viertaktmotoren von Rotax wurde versucht, dem Zusammenbruch der Nachfrage entgegenzuwirken. So entstanden verschiedene Kleinserien mit 500-cm³-Viertaktmotoren, in denen sich die bewährte Qualität der MZ-Fahrwerke mit der Zuverlässigkeit der Rotax-Motoren zu einem sehr alltagstauglichen Fahrzeug verband. Da jedoch MZ nach der Wende noch das verpönte DDR-Image anhing, konnten diese Maßnahmen keine Trendwende einläuten, und es wurden nur wenige Fahrzeuge verkauft.

MuZ und Hong Leong

Das Nachfolgeunternehmen MuZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH, ab 1999 MZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH zog 1993 in den Neubaustandort (zu DDR-Zeiten die Produktionshallen der Zylinderschleiferei) im Großolbersdorfer Ortsteil Hohndorf um. Nach einigen Wiederbelebungsversuchen übernahm der malaiische Konzern Hong Leong 1996 das Unternehmen.

Als erste Neuentwicklungen erschienen die Skorpion-Modelle (Skorpion Tour/Sport), welche mit einem 660 cm³ Einzylindermotor von Yamaha bestückt wurden. 1994 wurde der Prototyp MuZ Kobra vorgestellt. Dieses Fahrzeug war mit einem Zweizylindermotor aus der Yamaha TDM ausgerüstet, kam jedoch nie in Produktion. Das Design kam von Seymour Powell in London. Mit der Einführung der neuen RT 125 wurde auch wieder ein eigenentwickelter Motor, nunmehr ein DOHC-Viertakter mit 125 cm³, angeboten. Dieser arbeitet seit 2001 auch in den Schwestermodellen SX (Enduro) und SM (Supermoto) und gilt als einer der stärksten Viertakt-Motoren seiner Klasse.

999-cm³-Modelle

Den technischen Höhepunkt stellten die 999-cm³-Modelle 1000 S/SF/ST mit DOHC-Parallel-Twin dar. Der Motor der so genannten Kiloemme verfügt über eine elektronische Benzineinspritzung und ist mit 86 kW (117 PS) und 95 Nm der derzeit stärkste Serien-Reihenzweizylinder am Motorradmarkt. Das komplett einstellbare Fahrwerk verfügt über eine Ø 43-mm-Upside-Down-Gabel, eine Aluminium-Cantilever-Schwinge und einen Brückenrahmen aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren. Gebremst wird vorn mit einer schwimmend gelagerten Ø 320-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolbensätteln. Das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Motorrades erreichte nicht das Niveau der Konkurrenz.

Auflösung der Entwicklungsabteilung 2005

Ende August 2005 sah sich das Management veranlasst, umfangreiche Umstrukturierungen durchzuführen. Ende 2006 wurde die gesamte Entwicklungsabteilung geschlossen, alle Mitarbeiter wurden entlassen. Die Qualität der noch produzierten Motorräder ließ auch auf Grund der Entlassung der Mitarbeiter der Qualitätskontrolle stark nach. Das Stammkapital des Unternehmens wurde weitgehend abgezogen. Die Produktion läuft jedoch in eher bescheidenen Stückzahlen weiterhin. Die Sammlungen an seltenen Entwicklungsmodellen, Versuchsfahrzeugen, Versuchsteilen, Vergleichs- und speziellen Messfahrzeugen wurden verkauft.

Produktpalette 2008

  • die 125-cm³-Einzylinder-Reihe RT, SM und SX,

  • Von der 660-cm³-Einzylinder-Supermoto (auch als HR-Variante mit kürzerer Federgabel, niedrigerer Sitzposition und kürzerer Schwinge erhältlich) nur noch Einzelne.

  • die 999-cm³-Zweizylindermaschinen 1000S (Sport), 1000SF (SuperFighter) und 1000ST (SuperTraveller).

Die Straßenmaschine Skorpion wird seit 2002 nicht mehr produziert, die MZ Baghira Enduro wurde auf Anfrage bis Ende 2007 weiter gebaut. Danach wurde die Produktion beider Baghira (Enduro/Supermoto) und der Mastiff wegen verschärfter Abgasnormen und des nur noch geringen Absatzes eingestellt.

Werksschließung 2008

Laut Hong Leong wurden seit der Übernahme 1996 über 70 Millionen Euro Verlust eingefahren. Am 6. Juni 2008 wurde bekanntgegeben, dass zum Ende des Jahres 2008 die Produktion endgültig eingestellt wird.[8] Seit September 2008 werden keine Motorräder mehr produziert. Ende des Jahres 2008 wurde das Werk geschlossen.

Neuanfang 2009 mit Elektromotorroller

Im März 2009 wurde bekannt, dass die ehemaligen Motorradrennfahrer Ralf Waldmann und Martin Wimmer das Motorrad- und Zweiradwerk Zschopau kaufen und sanieren werden.Seit der Neugründung firmiert das Unternehmen als Motorenwerke Zschopau GmbH.[1] Der Hoffnungsträger für einen Neuanfang ist das Projekt eines Elektromotorrollers, der MZ Emmely EL1 genannt werden soll. Durch Wiederaufnahme der Produktion des Elektrorollers Charly seit November 2009 will Miteigentümer Wimmer die Motorenwerke samt den zurzeit 23 meist kurz arbeitenden Mitarbeitern über den Winter bringen.

Im November 2011 erhält MZ eine Landesbürgschaft. Das Ziel ist im Jahr 2012 1200 Maschinen zu bauen, Straßenmotorräder T125 und Geländemotorräder Typ 122.

Im Februar 2012 gehen 20 der 56 in Hohndorf arbeitende Mitarbeiter in Kurzarbeit, da der Lieferant für elektrische Antriebssysteme Clean Mobile Insolvenz angemeldet hat. Damit können die Elektrofahrräder für das Regensburger Unternehmen PG-Bikes und der MZ-Roller Charly EVO nicht weiter montiert werden.

Ab 2010 wieder Teilnahme am Rennsport

Im Jahr 2010 stieg MZ mit dem Fahrer Anthony West in die neu geschaffene Moto2-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft und damit wieder in den Straßenrennsport ein.Anthony West belegte am Ende der Saison mit 26 Punkten WM-Rang 23.

In der Motorrad-WM-Saison 2011 wurde das Engagement ausgebaut und um einen zweites Motorrad erweitert, das mit Max Neukirchner besetzt wurde.

Außerdem startete MZ mit Berd Hiemer in der spanischen Motorradmeisterschaft.

In der Motorrad-WM-Saison 2012 wird das MZ-Racing-Team mit einem Motorrad in der neugegründeten Moto3 an den Start gehen. Pilotiert wird dieses von Jonas Folger. Im Januar 2012 wurde eine Kooperation zwischen dem MZ-Racing-Team und dem Racing Team Germany bekannt gegeben. Im Zuge dieser Kooperation stellt MZ ein weiteres Moto3-Motorrad, das von Toni Finsterbusch bewegt wird. Die Betreuung an der Rennstrecke übernimmt allerdings das Racing Team Germany.

Außerdem startet der SchwedeAlexander Lundh in der Moto2 für MZ.

 

 

Bilder

Quelle: Wikipedia®

 

 
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